Schlossinsel-Festspiele – In Sachen Adam und Eva

Wolgast
Wolgast

15.7 Millionen Euro teuer ist der Grund, der die Vorpommersche Landesbühne dazu bewog, in diesem Jahr ihre Open-Air-Theater-Aufführungen auf die Schlossinsel in Wolgast zu verlagern, welche seit dem Jahre 2008 den Hafen der Stadt Usedom mit Leben erfüllte. Wo jetzt eine übersichtliche Anzahl von Bauarbeitern das zukünftige Usedomer-See-Zentrum errichtet, fanden sich in den letzten Jahren jeweils über zehntausend Besucher ein, um einen erlebnisreichen Sommertag mit einem humorvollen Theaterstück zu krönen, welches zumeist aus der Feder von Rudi Strahl stammte. Mit seinen Komödien In Sachen Adam und Eva, Ein irrer Duft von frischem Heu, Keine Leute, keine Leute, Nochmal ein Ding drehen und Arno Prinz von Wolkenstein bestritt die Vorpommersche Landesbühne die ersten Jahre der Hafenfestspiele in Usedom, bevor sie mit Sonnenallee und Linie 1 auch den Stücken anderer Autoren eine Bühne boten. Bei den Schlossinsel-Festspielen besinnt man sich offenbar wieder an die erfolgreichen Jahre, und beschloss mit demselben Stück nun auch in Wolgast Fuß zu fassen.

Über zehntausend Besucher fanden in den letzten Jahren den Weg in den Hafen im Hinterland der Insel Usedom, eine hohe Erwartungshaltung dürfte nun auch für den neuen Standort auf der Wolgaster Schlossinsel bestehen, denn sollte sich diese entsprechend erfüllen, könnte es unter den richtigen Umständen zu einer positiven Entscheidung für Wolgast kommen, welche in Zukunft weitere Schlossinsel-Festspiele ermöglichen könnte. Zumindest die Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Haltestelle der UBB befindet sich schließlich am Hafen, die neue Sommerspielstätte der Vorpommerschen Landesbühne zu erreichen, dürfte ein gutes Argument für die Stadt Wolgast sein, um die an sie gestellten Erwartungen erfüllen zu können. Zumindest dürften die Schlossinsel-Festspiele auch für mehr einheimische Besucher attraktiver sein, denn im im Vergleich zur Stadt Usedom hat allein die Stadt Wolgast über zehntausend potentielle Besucher mehr aufzubieten, hinzu kommt das Besucherpotential vom Festland, welches sich nicht durch den üblichen Stau auf der Insel kämpfen muss.

Unter diesen Stau dürften Adam Schmitt und Eva Müller wohl noch nicht gelitten haben, war doch der individuelle Personenverkehr zu Zeiten des realexistierenden Sozialismus deutlich überschaubarer, auch an der Ostsee. Und auf einem an der Ostsee gelegenen Zeltplatz lernen sich der Autoschlosser Adam Schmitt (Richard Koppermann) und die Säuglingsschwester Eva Müller (Anna-Maria Bednarzik) kennen und lieben. Diesen Zeltplatz braucht Ausstatter Andreas Mücke in seinem Bühnenbild nicht zu berücksichtigen, denn Rudi Strahls Geschichte beginnt erst drei Wochen nach ihren ihr Leben verändernden Ostseeurlaub. Verliebt bis über beide Ohren, beschließen sie Nägel mit Köpfen zu machen, und ihr zukünftiges Leben als Eheleute zu bestreiten. Nur entpuppt sich das vermeidliche Trauzimmer des örtlichen Standesamtes als eine Art Gerichtssaal, in dem ein Richter (Torsten Schemmel) über ihren Antrag zu entscheiden hat.

Ihnen zur Seite steht ihr Anwalt Dr. Michaelis (Philip Dobraß), um die von der Anwältin der Gegenseite Dr. Gabriel (Paola Brandenburg) vorgebrachten Vorwürfe zu entkräften, denn nur wenn die Beiden glaubhaft belegen können, dass ihre Ehe dem Alltag des Lebens standhalten kann, kann dem Antrag stattgegeben werden. Und so versucht Dr. Gabriel ihr Möglichstes, um den beiden Lebenden die Unmöglichkeit ihres Begehrens zu beweisen, während sie sich gemeinsam gegen die vorgebrachten Behauptungen verteidigen. Ob Evas früherer Freund Hansi (Steven Nowacki) oder Adams zukünftige Schwiegermutter (Birgit Zierke), allen gegenüber müssen sie ihre Liebe beweisen, bis schließlich das Gericht sein Urteil über die beiden Verliebten fällt. Für die Neuinszenierung des Stückes zeigt sich Birgit Lenz verantwortlich, welche auch in den letzten Jahren ihre Handschrift als Regisseurin bei den Usedomer Hafenfestspielen hinterließ. Man darf nun gespannt sein, welche bekannten Schlager der DDR in ihrer Inszenierung den Weg auf die Bühne finden werden.

Damals waren es unter anderem Hits wie Heißer Sommer, Ein himmelblauer Trabant oder Ute Freudenbergs größter Erfolg Jugendliebe, welche aus Rudi Strahls Schauspiel eine Art DDR-Musical machten und den Weg für die weiteren Inszenierungen wies. Die Schauspieler der Vorpommerschen Landesbühne werden wie schon in Usedom mit den Eleven der Theaterakademie Vorpommern spielen, tanzen und singen und mit den bis zu fünfhundert Zuschauern pro Vorstellung eine Zeitreise in die DDR unternehmen. Diese Zeitreise ist am 29. Juni zum ersten Mal möglich, wer keine Karten für die Premiere bekommen haben sollte, hat noch zweiunddreißig Mal die Gelegenheit, bevor am 26. August das letzte Urteil verlesen wird. Welches Urteil die Vorpommersche Landesbühne über die Schlossinsel-Festspiele fällen wird, dürfte für die Wolgaster aber sehr viel wichtiger sein, Komödien gehen für gewöhnlich gut aus, und In Sachen Adam und Eva ist eine solche Komödie, ob es aber weitere Ausgaben der Schlossinsel-Festspiele geben wird oder die Hafenfestspiele wiederbelebt werden können, das ist die einzige Frage, welche auch nach einem Theaterbesuch bestehen bleibt. Die Frage, wann der letzte Zug fährt, kann man vorher klären.

Ensemble

Birgit Lenz Regie
Andreas Mücke Ausstattung
Mike Hartmann Musikalische Leitung
Ricarda Matschke Musikalische Einstudierung
Anika Laß Choreografie
Andreas Zimmerling Regieassistenz, Inspizienz, Soufflage
Richard Koppermann Autoschlosser Adam Schmitt
Anna-Maria Bednarzik Säuglingsschwester Eva Müller
Torsten Schemmel Richter
Philip Dobraß Anwalt Dr. Michaelis
Paola Brandenburg Gegenanwältin Dr. Gabriel
Tracy Neumann Hela
Steven Nowacki Hansi
Felix Caspar Krause Protokollant Schimmelpfennig
Rainer Karsitz Beisitzer, Hausmeister Krause
Birgit Zierke Beisitzerin, Schwiegermutter

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