Der musikalische Schwerpunkt des diesjährigen Usedomer Musikfestivals liegt auf die Musik unseres Nachbarlandes Polen. Denkt man an diese, dürfte wohl Frédéric Chopin der erste Komponist sein, den man damit verbindet. Gleich einem Stern, der einsam zieht lautet der Titel des Abends in der Benzer Petrikirche, in dem nicht nur einige Klavierkompositionen von ihm gespielt, sondern in Form einer Lesung Auszüge aus seinen Briefen vorgetragen werden. Das Usedomer Musikfestival wäre aber nicht das Usedomer Musikfestival wenn es sich nur mit die klassischen Komponisten beschäftigen würde. Waren es im letzten Jahr die vier Järvis, von denen übrigens Kristjan Järvi das diesjährige Eröffnungskonzert im Kraftwerk des Museums Peenemünde dirigieren wird, habet es mit Krzysztof Penderecki den wohl bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Polens als Stargast für sich gewinnen können. Achtzig Jahre ist er inzwischen und gefragt als je zuvor, entspechend stolz dürfen die Verantwortlichen sein, dass sie es geschafft haben, ihn für zwei Konzerte zu verpflichten.
Penderecki in Polen und Deutschland, mit je einem Auftritt auf beiden Seiten der Insel Usedom soll konzerttechnisch sein langjähriges Engagement für den musikalischen Dialog zwischen Deutschland und Polen gewürdigt werden. Bei seinem Auftritt im Dom Kultury Swinoujscie wird er das Sinfonia Varsovia dirigieren, dessen künstlerischer Leiter er ist. Das Orchester reist nicht nur viel um die Welt und spielte oft mit bekannten Musikern und Dirigenten zusammen, es fördert mit seinen zahlreichen Auftritten auch den jungen talentierten polnischen Nachwuchs. Bei Penderecki in Polen wird der Solist aber nicht aus Polen kommen, sondern aus Deutschland. Mit Felix Klieser hat das Usedomer Musikfestival ein Ausnahmetalent engagiert, das trotz ungünstiger Umstände seinen Traum wahr gemacht hat, einmal Musiker zu werden und mit seinem Horn in großen Orchestern zu spielen. Alexander Glasunows Idyll für Horn und Streicher und Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495 dürfte wohl keiner leichtfüßig spielen können wie er. Als erste Kostprobe Pendereckis Schaffen sind Chaconne und Sinfonietta per archi im Programm des Abends zu finden.
Das Abschlusskonzert muss sich Krzysztof Penderecki zwar dirigententechnisch mit Rolf Beck teilen, seine Sinfonie Nr. 2 wird aber unter seiner Leitung den Abschluss des diesjährigen Festivals bilden. Bis es soweit sein wird, hat das Publikum noch viele Möglichkeiten, die Welt der polnischen Musik zu erkunden. Dabei muss es nicht immer ernst zugehen, wie die vier Musiker der der MozART Group in ihrer Heimat bewiesen haben. Mit ihrer humorvollen Art Musik-Kabarett zu gestalten, haben sich Boleslaw Blaszczyk, Filip Jaslar, Michal Sikorski und Pawel Kowaluk in ihrer Heimat viele Fans erspielt, nach dem Auftritt im Hotel Seerose in Kölpinsee dürften sich ein paar Weitere aus Deutschland hinzugesellen. Das übrige Programm bietet eine große Bandbreite zwischen jungem talentiertem Nachwuchs, wie das Ensemble des Baltic Youth Philharmonic das mit dem Pianisten Jan Lisiecki das Eröffnungskonzert bestreitet, und Weltklassemusikern wie die von den Berliner Philharmonikern, welche in diesem Jahr mehrere Kammerkonzerte mit kleineren Formationen spielen werden.