Usedomer Literaturtage – Wortreiche Landschaften zwischen der Ostsee und den Karpaten

Die Insel Usedom zog schon immer Schriftsteller an, welche sich von der schönen Natur der Ostseeinsel inspirieren ließen. Einer der bekanntesten Gäste der Insel war der russische Schriftsteller Maxim Gorki, welcher bei seinem Aufenthalt im Jahre 1922 im Ostseebad Heringsdorf in der Villa Irmgard residierte, in welcher heutzutage ein Museum beheimatet ist, das sich nicht nur mit seinem Werk und der Entwicklung des Ortes hin zum Seebad beschäftigt, sondern auch Platz für wechselnde Sonderausstellungen bietet. Auch in diesem Jahr findet man in den Räumlichkeiten des Museums eine Ausstellung im Rahmen der Usedomer Literaturtage. Am 29. März findet dort um 16:00 Uhr die Vernissage von Sarah Jana Porters Fotoausstellung In Tallin leben – Geschichten von Menschen und Häusern statt. Auf insgesamt vierundzwanzig Bildpaaren präsentiert sie ihren Blick auf die Bewohner der Stadt Tallin, wie sie sie bei einem längeren Studienaufenthalt als Stadtschreiberin in Tallin kennengelernt hat. In dieser Foroausstellung standen für Sarah Jana Porter nicht nur die historischen Gebäude der Stadt im Vordergrund, sondern auch die Bewohner welche die jeweiligen Häuser heutzutage bewohnen. Eine Lesung mit der Künstlerin im Rahmen einer Schulveranstaltung wird es dann am 30. März geben um 11:00 Uhr in der Villa Irmgard geben.

2012 wird der Schwerpunkt der Usedomer Literaturtage das Land Rumänien und dessen vielfältige Literaturlandschaft sein. Für viele ist Rumänien nur als Urlaubsland bekannt, an dessen Schwarzmeerküste man billig Urlaub machen kann. Die Kultur des Landes jedoch gerät meist ins Hintertreffen. Für gewöhnlich herrschen Klischees vor, die aus mangelndem Interesses für dieses Land herrühren. Dabei ist die Kultur Rumäniens deutlich vielschichtiger, wie die Usedomer Literaturtage in diesem Jahr beweisen wollen. Mit einigen Lesungen, welche sich mit der rumänischen Literaturszene beschäftigen, will man diese kulturelle Wissenslücke etwas verkleinern.

Die Eröffnung der Usedomer Literaturtage, welche man in diesem Jahr in der Zeit vom 28. März zum 1. April veranstaltet, wird um 18:00 Uhr im Hotel Esplanade im Ostseebad Heringsdorf stattfinden. Das Land am Nebentisch oder wortreiche Landschaft lautet der Titel der Eröffnungsveranstaltung, die sich mit der rumänischen Literatur beschäftigen wird. An diesem Abend wird man die deutsche Autorin Tanja Drückers, den in Rumäninien geborenen Autoren und Übersetzer Ernest Wichner, den polnischen Regisseur Stanislaw Mucha und die slowakische Übersetzerin Ilma Rakusa erleben können. Der Höhepunkt an diesem Abend wird der im Jahr 2010 von Stanislaw Mucha gedrehte Dokumentarfilm Die Wahrheit über Dracula sein, der sich mit der Tradition von Dracula in Rumänien beschäftigt und dabei humorvoll Land und Leute vorstellt.

Am Donnerstag den 28. März wird es neben der Ausstellungseröffnung in der Villa Irmgard auch eine Lesung auf dem polnischen Teil der Insel Usedom geben. Im Jazz-Club Centrala, der sich in der Nähe des Hafens von Swinemünde befindet, kann man eine deutsch-polnische Lesung erleben, welche von Joanna Bator und Eleonora Hummel zusammen gehalten werden wird. Wer auf der Eröffnungsveranstaltung vom letzten PolenmARkT im Krupp-College in der Hansestadt Greifswald dabei war, wird die polnische Autorin Joanna Bator und einige ihrer Werke schon kennengelernt haben. Die Lesung in Swinemünde steht unter dem Motto Starke Frauen in der Hauptrolle, dementsprechend wird die Auswahl der vorgetragenen Textpassagen von selbstbewussten Frauen dominiert werden.

Am Freitag den 30. März kann man den Norden der Insel Usedom bei einer literarischen Inselrundfahrt entdecken. Der Beginn der Tour wird um 10:00 Uhr am Haus des Gastes sein. Bei der Tour die mit einem Bus bewältigt wird, lernt man einige interessante Orte der Insel kennen, an denen man Lesungen und kleine Konzerte präsentiert bekommt. Um 16:00 Uhr gibt es dann im Hans Werner Richter Haus im Ostseebad Bansin einen Vortrag über die Architektur Siebenbürgens. Unter dem Titel Das wehrhafte Sachsenland bringt der für seine Bücher über osteuropäische Architektur bekannt gewordene Kunsthistoriker Arne Franke den Zuhörern die Burgen des Landstriches nah. Filmisch wiederum geht es zwei Stunden später im Palace-Hotel im Ostseebad Zinnowitz zu. Hier präsentiert der rumänische Filmemacher Radu Gabrea seinen Film Rote Handschuhe vor, den er im Jahre 2010 nach der Romanvorlage von Eginald Schlattner gedreht hat. Neben der Vorstellung des Filmes wird es auch eine Lesung mit dem Autoren des Buches geben.

Im Steigenberger Grandhotel im Ostseebad Heringsdorf gibt es am Samstag Vormittag um 11:00 Uhr mit Bendel trifft Osten ein Gespräch zwischen Manfred Osten, den man aus dem Fernsehen kennen könnte, wo er mit Alexander Kluge zahlreiche Fernsehgespräche führte, mit dem österreichischen Schriftsteller und Pianisten Alfred Brendel. Fäden in die Ferne und ins Nichts gespannt. Literarische Rückreise nach Czernowitz lautet die Lesung mit dem deutschen Autoren Oskar Ansull, die er ab 15:00 Uhr im Romantik Seehotel Ahlbecker Hof in Ahlbeck halten wird. Auch das Hinterland der Insel Usedom wird in diesem Jahr mit einer Lesung berücksichtigt. In den Räumlichkeiten vom Schloss Stolpe werden die Schriftsteller Jan Koneffke und Filip Florian ihre Bücher vorstellen, die das Leben auf dem Balkan aus deutscher Sicht schildern. Während der Roman Die Tage des Königs von Filip Florian im 19. Jahrhundert spielt und von einen Zahnarzt erzählt, der nach Bukarest zog, nachdem das Haus Hohenzollern den Thron in Rumänien bestieg, handelt der Roman Die sieben Leben des Felix Kannmacher von Jan Koneffke, der während der Naziherrschaft Deutschland verlässt und in Rumänien sein Glück sucht.

Das Atelier Otto Niemeyer-Holstein im Ostseebad Koserow wird am Sonntag den ersten April die Bühne für die feierliche Überreichung des Usedomer Literaturpreises bieten, welcher in diesem Jahr an die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk gehen wird. Inzwischen gehört Olga Tokarczuk zu den bekanntesten Schriftstellerinnen unseres Nachbarlandes. Mit ihren Werken, welche auch auf die Thematik des Lebens in der Grenzregion von Polen und Deutschland eingehen, hat sie die Jury überzeugen können, der unter anderem Prof. Dr. Hellmuth Karasek angehört. Auf der Seite der Usedomer Literaturtage findet man eine detailierte Übersicht über die angebotenen Veranstaltungen sowie einige Hintergrundinformationen zu den Werken.

Termin
28. März bis 1. April 2012