Neuneinhalbtausend Kubikmetern Sand und ein fünfzigköpfiges Team von Künstlern und Helfern sind notwendig, um den Besuchern des diesjährigen Sandskulpturen Festival Usedom eine Reise um die Welt ermöglichen zu können. Waren es im ersten Jahr waren es die Erzählungen aus der Bibel und im Jahr darauf die Welt der europäischen Märchen, sind es bei der dritten Ausgabe des Sandskulpturen Festival Usedom bekannte Sehenswürdigkeiten aus aller Welt, mit denen die Veranstalter zahlreiche Besucher auf den Grenzparkplatz locken wollen. Die über einhundertachtzigtausend Besucher des letzten Jahres haben die Latte für den Erfolg recht hoch gehängt, zumindest dürfte das diesjährige Thema des Sandskulpturen Festival Usedom kein Hindernis darstellen, um diesen wiederholen zu können. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung wird man nicht nur bekannten Sehenswürdigkeiten begegnen, sondern vielleicht auch für einen selbst etwas unbekanntere Seite der Welt entdecken können.
Zu diesen Entdeckungen könnte für viele Besucher auch das in der polnischen Wojewodschaft Kleinpolen und vor den Toren der Stadt Krakau gelegene Salzbergwerk Wieliczka gehören, welches seit dem Jahre 1978 offiziell zum Weltkulturerbe zählt. An sich wäre das an sich nichts besonderes, wäre das Salzbergwerk Wieliczka nicht eines der ältesten Salzbergwerke der Welt, welches dank des königlichen Salzmonopols während des Mittelalters einen großen Anteil an den polnischen Staatseinnahmen hatte. Heutzutage stellt das Salzbergwerk Wieliczka, in dem nur noch Siedesalz gewonnen wird, einen Touristenmagneten dar, den wahrscheinlich viele der polnischen Besucher der Ausstellung kennen könnten. Nicht mit Salz, sondern mit Käse begeistert der seit dem Jahre 1622 abgehaltene Käsemarkt in Alkmaar seine Besucher, der jedes Jahr dreihunderttausend Leute in die Stadt lockt. Im Gegensatz zu den anderen niederländischen Städten hat sich die Tradition des Käsemarktes erhalten können, der von Ostern bis Anfang September an jedem Freitagvormittag nicht nur etwas für die Augen, sondern auch für den Gaumen zu bieten hat.
Bevor man die Alkmaarer Käsehändler bei ihrem geschäftigen Treiben auf dem Marktplatz sehen kann, präsentiert sich mit dem Kolosseum von Rom ein antikes Amphitheater, welches das größte Bauwerk seiner Art auf der Welt ist und war. Mit dem Brandenburger Tor wurde ein repräsentatives Motiv gefunden, mit welchen man weltweit Deutschland in Verbindung bringt, denn wohl kein Bauwerk dürfte eine größere Bekanntheit erlangt haben, als das klassizistische Stadttor an welchem einst die Berliner Mauer verlief und nicht nur die Bewohner der Stadt, sondern auch diejenigen der beiden deutschen Staaten jahrzehntelang voneinander trennte. Nun ist das Brandenburger Tor ein Symbol für die Freiheit, welches auch bei einer Weltreise durch die Kontinente aus Sand nicht fehlen darf. In ähnlicher Geschwindigkeit, in der ein japanischer Tourist seinen Blick auf die Welt bekommt, setzt sich die Reise fort und führt die Besucher nach Venedig, wo der Karneval als Zeichen der Macht und des Reichtums der Stadt jahrhundertelang begangen wurde.
Nach dem Verlust der Selbstständigkeit im Jahre 1797 verlor der Karneval von Venedig vieles von seinem Glanz, bevor er Ende der 70er des letzten Jahrhunderts wiederbelebt werden konnte und liefert heutzutage wieder einen guten Grund, um seinetwegen nach Venedig zu fahren. Von Jaroslawler Bahnhof von Moskau aus geht die Reise in Richtung Osten entlang der neuntausendzweihundertachtundachtzig Kilometer langen Strecke der Transsibirischen Eisenbahn, deren Endpunkt der Bahnhof von Wladiwostok ist. Von hier aus kann man das Land der aufgehenden Sonne zwar nicht sehen, mit ein paar Schritten kann man den Weg über das Meer in der Ausstellung überwinden und die typisch japanische Architektur erblicken. Einen völlig anderen Eindruck vermittelt das Bauwerk, mit dem man China am ehesten verbindet. Tausende Kilometer zieht sich die Chinesische Mauer durch das Land, zahllose Menschen verloren ihr Leben bei der Errichtung der eindrucksvollen Grenzbefestigung, die ihrer eigentlichen Aufgabe aber nie wirklich gerecht wurde, denn bekanntlich waren die Kaiser der letzten Dynastie keine Chinesen.
Mit Angkor Wat und den Killing Fields wird Kambodscha bei dieser Reise gleich zweimal die Aufmerksamkeit zuteil, die Tempelanlage von Angkor Wat muss sich aber mit dem indonesischen Borobudur messen lassen, bevor das Outback von Australien mit dem Ayers Rock und putzigen Kangurus um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlt. In Südamerika gab es mit den Inkas, den Azteken und den Mayas gleich mehrere Hochkulturen, die zwar untergegangen sind, der Nachwelt aber beeindruckende Bauwerke hinterlassen haben. Beeindruckend wirken auch heute noch die Moai genannten Steinfiguren mit deren Errichtung sich die Bewohner der Osterinseln ihre Lebensgrundlage nahmen, denn durch die dafür Abholzung des Waldes verlor die abseits gelegene Pazifikinsel den Großteil ihrer Flora und Fauna. Bevor die Reise in Richtung Nordamerika geht, präsentiert sich der Karneval von Rio von seiner besten Seite. Bei dem Sightseeing durch die USA dürfen natürlich die Freiheitsstatur und der Mount Rushmore nicht fehlen, die eine ähnlich starke Assoziation mit ihrem Heimatland zulassen, wie die Sphinx und die Pyramiden in Ägypten.
Demgegenüber bilden die südlich der Sahara gelegenen Landschaften ein Kontrastprogramm, nicht nur was die Flora und Fauna betrifft, sondern auch die Menschen des südlichen Afrika und ihre Lebensweisen. Das traditionell am Osterwochenende eröffnete Sandskulpturen Festival Usedom kann bis zum 6. November besichtigt werden. Aufgrund der guten Anbindung der Bahn, die Haltestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe der Ausstellung, empfiehlt es sich, die Züge der Usedomer Bäderbahn für An- und Abreise zu nutzen, da es während der Urlaubssaison ehrfahrungsgemäß zu längeren Staus auf den Straßen kommen kann. Da die Taktung im Sommer halbstündlich ist, fallen die Wartezeiten recht überschaubar aus. Einen Besuch des Sandskulpturen Festival Usedom kann man aber auch mit einer Radtour durch die Umgebung verbinden, zumindest wenn das Wetter schön ist. Falls nicht bietet diese Ausstellung eine willkommene Schlechtwetteralternative für einen ins Wasser gefallenen Sommertag, denn auch auf Deutschlands Sonneninsel gibt es den einen oder anderen verregneten Tag.
Öffnungszeiten
26. März bis 06. November 2016
Montag bis Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr
Eintrittspreise
8.50 Euro Erwachsene
7.50 Euro Rentner (65+)
5.50 Euro Kinder (4 bis 12)
23.50 Euro Familienticket (2 Erwachsene und 2 Kinder)
24.50 Euro Familienticket (2 Erwachsene und 3 Kinder)
25.50 Euro Familienticket (2 Erwachsene und 4 Kinder )
Impressionen
Reiseroute | |
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Kolosseum (Rom/Italien) | Käsemarkt in Alkmaar (Holland) |
Kunstwerke der Architektur | Brandenburger Tor (Deutschland) |
Karneval in Venedig (Italien) | Mona Lisa (Italien) |
Die Geburt der Venus (Florenz/Italien) | Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (DenHaag/Holland) |
Salzbergwerk Wieliczka (Polen) | Flamenco (Spanien) |
Dschingis Khan (Mongolei) | Transsibirische Eisenbahn (Russland) |
Chinesische Mauer (China) | Das Land der aufgehenden Sonne (Japan) |
Angkor Wat (Kambodscha) | Elefantenreiten (Thailand |
Borobudur (Indonesien) | Jeepneys (Philippinen) |
Killing Fields (Kambodscha) | Reise durchs Outback |
Día de Muertos (Mexiko) | Schlafender Mexikaner (Mexico) |
Rapa Nui – Die Osterinseln (Chile) | Karneval in Rio (Brasilien) |
Ein Blick in die Tierwelt (Bolivien) | Propaganda (Cuba) |
Das Reich der Inkas, Azteken und Mayas | Sightseeing (USA) |
Das Wüstenleben | Wüstenstadt Petra (Jordanien) |
Land der Pharaonen (Ägypten) | Auf Safaritour (Südafrika) |
Traditionelles Leben in Afrika |